Leinen
Eigenschaften
Leinen oder Flachs galt im
Mittelalter als der Rohstoff für Textilien. Er verfügt über folgende
Eigenschaften:
- hohe Reißfestigkeit und geringe Dehnbarkeit
- ausgezeichnete Feuchtigkeitsregulierung
- natürliche schmutz- und geruchsabweisende Wirkung
- anfällig gegen Reibung.
Bedingt durch die Fähigkeit, schnell
Luftfeuchtigkeit auf- und abgeben zu können, wirkt Leinen kühlend und
wärmend zugleich und wird deshalb gern für Sommerbekleidung eingesetzt.
Wissenswertes, Anbau und Verarbeitung
Wissenswertes
Flachsfasern sind die ältesten für
das Anfertigen von Kleidung verwendeten Naturfasern der Welt. Die Funde
in Mitteleuropa sind 28000 Jahr alt, Funde in Georgien noch
älter. Neben Wolle war Leinen von der Antike bis ins Mittelalter
das Material für Kleidung. Am Ende des 18.Jahrhunderts waren 78% der
verarbeiteten Fasern aus Wolle und 18% aus Flachs. Im 19. Jahrhundert
wurde Leinen durch die preiswertere Baumwolle verdrängt, gewinnt aber
in letzter Zeit wieder Bedeutung als Ökofaser. Sein Anteil am
weltweiten Faseraufkommen liegt derzeit bei rund zwei Prozent mit
Hauptanbaugebieten in China, Frankreich und Belgien sowie Russland und
Weißrussland.
Anbau und Verarbeitung
Anbau und Verarbeitung
Gewonnen werden bei der
Leinenherstellung die Elementarfasern in den Stängeln der
Flachspflanzen. Der Pflanzenstängel enthält neben den Fasern auch noch
Holz und Kittsubstanzen, weshalb die Verarbeitung aufwendig ist. Sie
umfasst im Wesentlichen folgende Schritte (hier traditionelle
Verarbeitung / heute mechanisiert):
- Raufen - Die reifen Flachspflanzen werden mit der Wurzen aus dem Boden gezogen.
- Riffeln - Die Leinsamen werden mit einem Riffelkamm entfernt.
- Rösten - Aufbrechen der Flachsstängel und Verrotten der Kittsubstanzen durch lange Lagerung auf dem Feld oder im Wasser mit anschließendem Trocknen.
- Knicken - Brechen der Halme an vielen Stellen.
- Schwingen - Ausschlagen der Holzteile aus den Flachsstängeln
- Hecheln - Auskämmen der Restbestandteile (Werg) und Trennen der Leinenfasern vom Werg.
- Spinnen - Vor dem Verspinnen werden die Fasern zu einem Band vereinigt. achfolgend wird das Leinen versponnen und gebleicht.
Leinen - eine Naturfaser
Flachs kann ohne Chemikalieneinsatz
wie Pestizide und Herbizide angebaut werden und ist neben Hanf die
einzige lokale Naturfaser, die praktisch aus kontrolliert biologischem Anbau (kbA)
stammt, auch wenn dies nicht extra ausgewiesen ist. Aufgrund der vielen Arbeitsschritte ist Leinen trotz Mechanisierung
auch heute noch deutlich aufwendiger in der Herstellung als Baumwolle.