Der Begriff der Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Man hört ihn im Zusammenhang mit Mode. Man hört ihn im Zusammenhang mit Landwirtschaft. Man hört ihn im Zusammenhang mit Umweltschutz. Vom 20. bis 26. September 2020 finden die Deutschen Aktionstage Nachhaltigkeit (DAN) statt. Woher kommt eigentlich der Begriff der Nachhaltigkeit und was genau versteht man darunter?
Wenn man in Chemnitz von Bahnhof Siegmar kommend die Oberfrohnaher Straße in Richtung Rabenstein fährt, stößt man auf ein unscheinbares Schild.
Rabenstein
Geburtsort von Hans Carl von Carlowitz (1645 – 1714)
Er schuf das Leitbild der Nachhaltigkeit.
Neben dem Schlagwort Rabenstein, steht dort im Kleingeschriebenen, dass hier der Begründer des Leitbildes der Nachhaltigkeit geboren wurde, was im ersten Moment nur ein ungläubiges Schmunzeln hervorruft. Einem Straßenschild misstraut man und Straßenschildern im eigenen Stadtgebiet misstraut man umso mehr. Doch Google gibt folgendes Snipet zum Begründer der Nachhaltigkeit aus.
Der Begriff Nachhaltigkeit stammt aus der Forstwirtschaft und wurde im frühen 18. Jahrhundert vor dem Hintergrund einer zunehmenden überregionalen Holznot definiert. 1713 verwendete ihn Carl von Carlowitz (1645-1714), der Oberberghauptmann in Kursachsen.
Ursprung des Begriffs Nachhaltigkeit, https://www.baunetzwissen.de/nachhaltig-bauen/fachwissen/einfuehrung/ursprung-des-begriffs-nachhaltigkeit-665829

Wer war Carl von Carlowitz?
Hans Carl von Carlowitz wurde 1645 als zweitältester Sohn (von insgesamt 16 Kindern), d.h. drei Jahre vor Ende des dreißigjährigen Krieges in Rabenstein (heute Stadtteil von Chemnitz) geboren. Mehr noch, seine Familie lebte in 4. Generation auf der Burg Rabenstein. Sein Vater war der kursächsische Oberforstmeister Georg Carl von Carlowitz. Carl von Carlowitz wurde also in eine entbehrungsreiche, ressourcenarme Zeit hineingeboren und wuchs in einer Familie auf, die sich über mehrere Generationen hinweg mit der Bewirtschaftung von Wald beschäftigte.
Von Carlowitz studierte 1664/1665 Rechts- und Staatswissenschaften an der Universität Jena, lernte Fremdsprachen und widmete sich naturwissenschaftlichen und bergbaukundlichen Studien. Nach seinem Studium bereiste er Europa; u.a. Frankreich, die Niederlande, Dänemark, Schweden, Italien, Malta und England, wo er 1669 Zeuge des Großen Brand von London wurde, der 80% Londons zerstörte. Von den Erfahrungen seiner Wanderschaft profitierte von Carlowitz später. So lernte er, dass Holz im Europa des 17. Jahrhunderts ein knapper Rohstoff war.

Nach seiner Rückkehr nach Sachsen war er in Freiberg tätig. In Wikipedia sind mehrere berufliche Positionen beschrieben. Carl von Carlowitz stieg bis zum Leiter des Oberbergamtes Freiberg auf, eine sehr bedeutende und einflussreiche Position in einer von Bergbau und Hüttenwesen geprägten Stadt, die damals zu den größten Montanregionen Europas zählte. Bergbau und Hüttenwesen braucht Holz – viel Holz, als Bau- und Brennmaterial. Ein geregelter Waldbau sowie Gesetze, Ökostandards oder Zertifizierungen zur Aufforstung existierten damals nicht.

Die Beschäftigung mit diesem Problem und seine Erfahrungen führten ihn zum Ansatz der nachhaltigen Waldbewirtschaftung. Er forderte einen respektvollen und pfleglichen Umgang mit der Natur und ihren Rohstoffen ein, und kritisierte den auf kurzfristigen Gewinn ausgelegten Raubbau der Wälder. Seine Erkenntnisse fixierte er in seinem 1713 erschienen Werk Sylvicultura oeconomica, oder haußwirthliche Nachricht und Naturmäßige Anweisung zur wilden Baum-Zucht.
Was versteht man unter Nachhaltigkeit?
Obwohl das Wort „nachhaltend“ nur ein einziges Mal in der Sylvicultura oeconomica von Carlowitz vorkommt, gilt er dennoch als Begründer der Nachhaltigkeit. Sein Satz aus dem Jahre 1713 – dass es eine kontinuierliche beständige und nachhaltende Nutzung gebe, weil es eine unentbehrliche Sache ist – kann als Definition von Nachhaltigkeit verstanden werden.

Agenda 2030 der Vereinten Nationen
Was in der Vergangenheit für einzelnen Regionen oder Länder von Bedeutung war, bekommt durch die Steigerung von Produktion, Lebensstandard und dem Zusammenwachsen der Welt eine immer größere Bedeutung. Am 25. September 2015 verabschiedet 193 Staats- und Regierungschefs auf dem Gipfeltreffen der Vereinten Nationen in New York die Agenda 2030.
Die Agenda 2030 ist ein Weltzukunftsvertrag und definiert die heutigen drei Dimensionen von Nachhaltigkeit gleichrangig mit
Soziales
Umwelt
Wirtschaft
indem sie fünf Kernbotschaften
- Würde des Menschen
- Schutz des Planenten
- Wohlstand für alle
- Frieden fördern
- Globale Partnerschaften aufbauen
und 17 Ziele formuliert.

Die Deutschen Aktionstage Nachhaltigkeit (DAN) finden vom Sonntag, 20. bis Samstag, 26. September 2020 in ganz Deutschland statt. Man darf gespannt sein.
Quellen:
Hans Carl von Carlowitz
https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Carl_von_Carlowitz
17 Ziele für nachhaltige Entwicklung
https://17ziele.de/