Was ist nachhaltiger Konsum?

Am ersten Oktoberwochenende wird uns allen bewusst, dass der Sommer vorbei ist. Eine gewisse Wehmut ergreift uns und wir werfen einen Blick zurück auf  die bedeutenden Ereignisse des letzten Monats. Dabei beschäftigt uns weniger die große Politik.


Der September ist nicht nur der erste Herbstmonat, sondern auch der Monat, in dem die Menschen vom Urlaubs- in den Arbeitsmodus schalten und traditionell auch der Monat der Apple Key Note. Zum optimalen Zeitpunkt stellt der Konzern aus Cupertino mit schöner Regelmäßigkeit seine neuesten Entwicklungen vor und baut so eine Nachfrage nach neuen Produkten auf, die Anfang Dezember zum Weihnachtsgeschäft ihren Höhepunkt erreichen wird. In diesem Zusammenhang fällt uns eine Geschichte aus dem Amerika der zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts ein. 


Anfang des 20. Jahrhunderts wurde das Auto in den USA zu einem Massenprodukt, d.h. es konnte  standardisiert auf Bandanlagen in immer größer werdenden Stückzahlen zu immer geringer werdenden Kosten produziert werden und wurde mit der Zeit auch in immer größer werdenden Stückzahlen gekauft, d.h. konsumiert. Ein Boom, der immer neue Firmen entstehen ließ, die an diesem Boom teilhaben wollten. Doch irgendwann brachen die Umsätze der Produzenten ein. 

Die Autohersteller hatten ein Problem. Der Bedarf der Konsumenten war mehr oder weniger gedeckt. Jeder, der ein Automobil brauchte, hatte ein Automobil, ob ein großes oder kleines spielte keine Rolle. Ein großes Auto bringt dich auf Arbeit und ein kleines Auto bringt dich auch auf Arbeit, wie die Franzosen sagen. Vielleicht war es nicht die Geburtsstunde des Marketings, aber ein wesentlicher Punkt seiner Entwicklung. Die Hersteller begannen ihre Autos zu verbessern und den Konsumenten mit allen verfügbaren Marketingmaßnahmen einzureden, dass ihre Fahrzeuge nicht mehr modern genug seien und ausgetauscht werden müssten. Ein Vorgang der sich mit jeder Modellreihe wiederholte und heute auf praktisch alle Produkte angewendet wird.

Konsumverweigerung als Kapitalismuskritik

Viele Bewohner der westlichen Welt empfinden diesen immerwährenden Austausch von materiellen Dingen als unnötig, überholt und sehr belastend für die Umwelt. Auf einer bestimmten Konsumstufe scheint sich das Verbraucherverhalten zu verändern und in eine Konsumverweigerung umzuschlagen. Die Spannweite reicht dabei von Nichtkaufen über Tauschbörsen bis hin zu alternativen Reparaturwerkstätten. Ein Fortschritt, der in Ländern mit einer deutlich geringeren Anzahl durchlaufener Konsumzyklen, schlicht nicht verstanden wird. Ein Mensch, der noch nie ein Auto besessen hat, versteht nicht, warum er nicht nur darauf verzichten muss, sondern warum er auch nicht danach streben darf.  Er wird die Konsumverweigerung in aller Regel nicht als Kapitalismuskritik sondern als Luxusprodukt der Wohlhabenden auffassen. 

Ob wir auf den Fortschritt, der aus der Entwicklung und dem Verbrauch neuer Produkte entsteht, verzichten können, ist fraglich. Praktisch jedes Produkt, das uns zur Verfügung steht und das wir bei Bedarf auch nutzen, stand uns vor 10000 Jahren oder 500 Generationen noch nicht zur Verfügung. Und jedes Produkt konnte nur entwickelt werden, weil irgendjemand es benötigte und sein Leben einfacher machte. Die Frage ist für uns vordergründig nicht, wie wir auf Konsum verzichten, sondern vielmehr wie wir nachhaltig konsumieren können.

Was bedeutet nachhaltiger Konsum?

Nachhaltig ist eine Handlung dann, wenn sie ihre Grundlage nicht selbst aufbraucht oder dauerhaft schwächt und somit ihre eigene Reproduzierbarkeit in der Zukunft nicht gefährdet. Ein nachhaltiger Konsum ist also eine Inanspruchnahme von Produkten und Ressourcen, die im Wesentlich erneuert werden können. 

Wir sind ein Modeladen oder exakter ein Stationärer Laden und Onlineshop für Faire & Nachhaltige Mode. Die Modeindustrie hat großen Einfluss auf die Umwelt und ist für 5% der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich.* Kleidung und Mode sind wesentliche Bestandteile unseres Konsums.

Was ist nachhaltige Mode?

Mode ist ein Grundbedürfnis und soll Freude machen wie Essen und Trinken oder Tanzen.

Nachhaltige Mode gründet sich auf die Nutzung natürlicher und nachwachsender Materialien.
Nachhaltige Mode gründet sich auf die Nutzung recycelter und recycelbarer Materialien.
Nachhaltige Mode gründet sich auf die Nutzung weniger dafür jedoch hochwertigerer Produkte.
Nachhaltige Mode gründet sich auf die lange Nutzung dieser hochwertigen Produkte.

Darüber hinaus soll nachhaltige Mode allen in der Lieferkette eingebundenen Menschen ein auskömmliches Arbeiten und Leben ermöglichen. 

Welche Materialien verwendet nachhaltige Mode?

Im 19. und 20 Jahrhundert ging es darum, Materialien in immer größeren Mengen einer immer größer werdenden Zahl von Verbrauchern zur Verfügung stellen zu können. Das führte zu veränderten industriellen Produktionsmethoden (Stichwort: Baumwollplantagen) und brachte künstlich herstellbare Materialien hervor (Stichwort: Polyester). In unserer westlichen Welt führte diese Entwicklung zu Überangebot, kürzeren Produktlebenszyklen und Ressourcenverschwendung.

Unter dem Motto #slowfashion will nachhaltige Mode diesen Prozess verlangsamen und ein stückweit stoppen, ohne ihn komplett zu negieren. Ein wesentlicher Aspekt nachhaltiger Mode ist also eine lange Nutzung der Produkte. Wir nutzen neben neuen Kleidungsstücken beispielsweise auch noch 30 Jahre alte Pullover und 20 Jahre alte Röcke. 

Unter dem Motto #sustainablefashion greift nachhaltige Mode auf nachhaltige Materialien zurück, die einen geringere Einfluss auf die Umwelt haben. Auf der einen Seite sind dies natürliche Materialien, wie die landestypischen Materialien Leinen, Hanf oder Wolle, und importierte Materialien wie Bio-Baumwolle oder Alpaka. Auf der anderen Seite sind dies künstlich hergestellte Materialien aus natürlichen nachwachsenden Rohstoffen wie Bambusviskose, Lyocell oder Modal. Relativ neu und erst in den letzten Jahren aktuell geworden sind recycelte Materialien. In der Verarbeitung gibt es rein mechanische Verfahren, wie zur Herstellung von recycelter Baumwolle oder recycelter Merinowolle verwendet, und chemische Verfahren, wie bei der Herstellung von recyceltem Polyester. Viele nachhaltige Modelabel wollen den Anteil recycelter  Materialien in ihren Produkten erhöhen und langfristig komplett auf recycelte Materialien umsteigen und eine reale Kreislaufwirtschaft etablieren. 

Was ist soziale Nachhaltigkeit?

Unter dem Motto #fairfashion beschreibt nachhaltige Mode die Aspekte sozialer Nachhaltigkeit. Dabei geht es nicht nur um die rein soziale Gerechtigkeit, die oft als eine Art Spende des wohlhabenderen Teils der Gesellschaft an den weniger wohlhabenderen Teil der Gesellschaft verstanden wird. Es geht um die Etablierung stabiler Strukturen, die es allen Teilnehmern ermöglicht, ihre Grundbedürfnisse abzudecken, ihre Teilhabe am technischen Fortschritt zu sichern und sich weiterentwickeln zu können.

Soziale Nachhaltigkeit kann jeder unterstützen durch direkte Hilfen (durch Spenden an Hilfsorganisationen) oder indirekte Hilfen (zur Selbsthilfe durch den Kauf von Produkten). Hier sollte man darauf achten, ob das Label Mitglied der Fair Wear Foundation (FWF) ist oder die Produkte nach Global Organic Textile Standard (GOTS) zertifiziert wurden. 

Konsumverweigerung vs. nachhaltiger Konsum

Das Leben ist schön. Gute Kleidung gehört dazu. Wir sind ein Modeladen und können keine Konsumverweigerung und auch keinen Konsumverzicht propagieren. Das wäre unlogisch,  unglaubwürdig und es entspricht uns auch nicht. Konsum ist Austausch und Entwicklung.

Wir glauben an Entwicklung.
Entwicklung ist wie der Wechsel der Jahreszeiten.
Entwicklung ist wie das Licht am Ende des Tunnels.
Entwicklung ist like not pretend the grass from growing.
Entwicklung muss nicht quantitativ, kann auch qualitativ sein.

In diesem Sinne propagieren wir für einen nachhaltigen Konsum und deshalb freuen wir uns auf jeden September und warten voller Spannung auf die Apple Key Note aus Cupertino, Kalifornien. 


PS: Wir nutzen 1xPB15″ (Modell 2015), 1x PB16″ (Modell 2019), 1xPB13″ (Modell 2012) und haben in Reserve 1x PB17″ (Modell 2010, aktiv genutzt von 2011 bis 2020).


* Weltweite CO2-Emissionen nach Sektoren  (Quelle: Statista 2021)

  • 42% Elektrizitätes- und Wärmeerzeugung
  • 25% Transport
  • 19% Industrie
  • 6% Gebäude
  • 5% andere energieerzeugende Industrie
  • 3% Kommerzielle und öffentliche Dienstleistungen

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