Derzeit findet die Fashion Revolution Week statt, eine jährliche Aktionswoche, die das Ziel hat, das Verbraucherbewusstsein für die Auswirkungen der Modeindustrie auf die Umwelt und die Arbeitsbedingungen in der Lieferkette zu schärfen.
Die Fashion Revolution Week findet jedes Jahr um den Jahrestag des Rana Plaza-Einsturzes in Bangladesch statt. Der Einsturz der Textilfabrik Rana Plaza, bei dem 1.138 Menschen ums Leben kamen, ereignete sich am 24. April 2013 und jährt sich in diesem Jahr zum zehnten Mal. Dieses Ereignis ist praktisch in allen Medien präsent. Für uns ein Grund nachzufragen: was hat sich verändert?
Wer begründete die Fashion Revolution Week?
Die alljährliche Aktionswoche Fashion Revolution Week wurde erstmalig Im Jahr 2014 von der gemeinnützigen Organisation Fashion Revolution ins Leben durchgeführt. Die Organisation Fashion Revolution wurde am 18. April 2013 von beiden britischen Designerinnen Carry Somers und Orsola de Castro gegründet, hat seinen Sitz in London und finanziert sich durch Spenden und Sponsoring von Einzelpersonen, Unternehmen, Stiftungen und öffentlichen Institutionen. Fashion Revolution will über die Auswirkungen der Fast Fashion auf Umwelt und Menschen aufklären und Unternehmen dazu zu bewegen, transparenter und ethischer zu produzieren.
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Fashion Revolution
Sowohl Carry Somers als auch Orsola de Castro kommen aus der Modebranche. Carry Somers gründete 1997 zusammen mit Matthew Slotover die Zeitschrift „AnOther Magazine“, die bis heute besteht. Orsola de Castro gründete 1997 zusammen mit Filippo Ricci das Label „From Somewhere“, das auf nachhaltige Mode aus recycelten Materialien spezialisiert war und seine Geschäftstätigkeit 2015 einstellte.

Buenos aires, 15 de Junio de 2017.- Diálogos de intercambio para avanzar hacia una moda más sustentable y construir cadenas productivas transparentes, en la Casa Creativa del Sur Foto: Soledad Amarilla / Ministerio de cultura de la Nación
Der Fabrik Rana Plaza wurde vom einheimischen Unternehmen New Wave Bottoms Ltd. betrieben, das auch heute noch aktiv ist. Zu seinen Kunden gehörten 2013 auch deutsche Firmen. Das Gebäude der Rana Plaza wurde nicht wieder aufgebaut. Das ehemalige Firmengelände ist heute eine begrünte Fläche, von dem wir keine Fotos im Internet gefunden haben, außer Street View Aufnahmen bei Googlemaps. Schaut ruhig mal rein.
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Rana Plaza
Was hat sich in Bangladesch verändert?
Wenn man sich die Bilder des Einsturzes der Rana Plaza Fabrik anschaut, hält man eine Katastrophe dieses Ausmaßes im ersten Moment nicht für möglich – kartenhausgleich wie eine Kettenreaktion. Natürlich hat dies zu einer breiten Diskussion über Arbeitsbedingungen und Sicherheitsstandards in Bangladesch selbst geführt und Maßnahmen nach sich gezogen. Von staatlicher Seite wurden Gesetze und Vorschriften erlassen, um die Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie zu verbessern und die Sicherheitsstandards zu erhöhen. Auch viele Textilunternehmen haben Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen verstärkt.
Der staatliche Mindestlohn in der Textilindustrie wurde angehoben und der Durchschnittslohn in der Textilindustrie stieg ebenfalls. Erstaunlich hierbei ist, dass er über weite Strecken unter dem Landesdurchschnitt lag, obwohl die Textilindustrie in Bangladesch stark exportorientiert ist. Hier spielt offensichtlich der Mangel an Arbeitsplatz-Alternativen eine Rolle.
Mindestlohn Textilindustrie (BDT) | Durchschnittslohn Textilindustrie (BDT) | Durchschnittslohn Bangladesch (BDT) | zur Info Wechselkurs BDT zu USD | Durchschnittslohn Bangladesch (USD) | |
2001 | 930 | 2160 | 3050 | 61,75 | 49 |
2002 | 1014 | 2359 | 3216 | 59,74 | 54 |
2003 | 1095 | 2542 | 3405 | 58,72 | 58 |
2004 | 1203 | 2787 | 3666 | 58,29 | 63 |
2005 | 1365 | 3175 | 4030 | 59,21 | 68 |
2006 | 1448 | 3372 | 4308 | 69,12 | 62 |
2007 | 1586 | 3701 | 4711 | 68,94 | 68 |
2008 | 1754 | 4085 | 5159 | 68,95 | 75 |
2009 | 1875 | 4363 | 5416 | 69,03 | 78 |
2010 | 2257 | 5257 | 6198 | 69,2 | 90 |
2011 | 2500 | 5814 | 6799 | 70,44 | 97 |
2012 | 3000 | 6983 | 7942 | 79,98 | 99 |
2013 | 3000 | 7243 | 8259 | 77,9 | 106 |
2014 | 5300 | 10321 | 9404 | 77,62 | 121 |
2015 | 5300 | 10675 | 10060 | 77,55 | 130 |
2016 | 5300 | 10964 | 10567 | 78,23 | 135 |
2017 | 5300 | 11235 | 11129 | 82,25 | 135 |
2018 | 8000 | 13526 | 12455 | 83,61 | 149 |
2019 | 8000 | 13931 | 12966 | 84,5 | 153 |
2020 | 8000 | 14390 | 13428 | 84,13 | 160 |
2021 | 8000 | 14803 | 13941 | 84,98 | 164 |
Quelle: National Bureau of Statistics von Bangladesh über ChatGPT
Die Löhne in Bangladesch sind in den letzten zwanzig und insbesondere in den letzten zehn Jahren gestiegen, auch wenn man sie in USD umrechnet. Das spricht für eine stärkere Integration von Bangladesch in den Weltmarkt bzw. für eine Steigerung der Leistungsfähigkeit der lokalen Wirtschaft. Bezogen auf die Textilindustrie spricht dies für eine deutliche Verbesserung der technischen Ausstattung der Fabriken. Diese positive Entwicklung schlägt sich auch in einem realen Anstieg der inländischen Kaufkraft zumindest bei Lebensmitteln nieder. Hierzu haben wir verglichen, welchen Anteil seines „Tageslohnes“ ein deutscher Arbeitnehmer für ein 1 kg Mischbrot und eine Arbeitnehmer in Bangladesch für 640 g ungekochten Reis aufwenden muss, was beides in etwa einer Kalorienmenge von 2250 kcal entspricht.
Nettolohn Deutschland (Euro) | Preis in DE 1 Kg Mischbrot (Euro) | Anteil vom Tagesnetto (%) | Nettolohn Bangladesch (BDT) | Preis in BD 640 g Reis (BDT) | Anteil vom Tagesnetto (%) | |
2001 | 1751 | 2,06 | 3,5% | 2389 | 15,02 | 18,9% |
2002 | 1761 | 2,08 | 3,5% | 2485 | 14,13 | 17,1% |
2003 | 1775 | 2,11 | 3,6% | 2582 | 15,43 | 17,9% |
2004 | 1799 | 2,15 | 3,6% | 2782 | 15,63 | 16,9% |
2005 | 1823 | 2,17 | 3,6% | 2941 | 16,76 | 17,1% |
2006 | 1853 | 2,23 | 3,6% | 3104 | 16,58 | 16,0% |
2007 | 1888 | 2,32 | 3,7% | 3316 | 19,93 | 18,0% |
2008 | 1925 | 2,38 | 3,7% | 3575 | 25,31 | 21,2% |
2009 | 1928 | 2,43 | 3,8% | 3723 | 23,12 | 18,6% |
2010 | 1956 | 2,51 | 3,8% | 4080 | 25,74 | 18,9% |
2011 | 1992 | 2,60 | 3,9% | 4331 | 26,60 | 18,4% |
2012 | 2027 | 2,63 | 3,9% | 4676 | 27,21 | 17,5% |
2013 | 2057 | 2,68 | 3,9% | 5098 | 28,49 | 16,8% |
2014 | 2089 | 2,71 | 3,9% | 5628 | 26,97 | 14,4% |
2015 | 2118 | 2,78 | 3,9% | 6185 | 26,34 | 12,8% |
2016 | 2170 | 2,88 | 4,0% | 6784 | 27,27 | 12,1% |
2017 | 2236 | 2,92 | 3,9% | 7450 | 28,97 | 11,7% |
2018 | 2310 | 3,03 | 3,9% | 8241 | 30,84 | 11,2% |
2019 | 2380 | 3,17 | 4,0% | 9207 | 28,71 | 9,4% |
2020 | 2413 | 3,24 | 4,0% | 10046 | 33,39 | 10,0% |
2021 | 2444 | 3,30 | 4,1% | 10834 | 32,83 | 9,1% |
Quelle zur Lohnentwicklung in Deutschland: Statistisches Bundesamt via ChatGPT
Quelle zu den Kosten für Roggenmischbrot in Deutschland: Statista via ChatGPT
Quelle zur Lohnentwicklung in Bangladesh: National Bureau of Statistics via ChatGPT
Quelle zu den Kosten von Reis in Bangladasch: National Bureau of Statistics via ChatGPT
Quelle zu Kaloriengehalt Roggenmischbrot: https://www.fettrechner.de/kalorien/43258/Roggenmischbrot
Quelle zur Kaloriengehalt ungekochter Reis: https://www.reishunger.de/wissen/article/112/kalorien-von-100-g-gekochtem-reis
Was hat sich in Deutschland verändert?
Der Einsturz von Rana Plaza hat in Deutschland und weltweit für großes Aufsehen und Empörung gesorgt. Viele Verbraucherinnen und Verbraucher waren schockiert über die Arbeitsbedingungen und die Ausbeutung in der Textilindustrie und haben sich für mehr Transparenz und Nachhaltigkeit in der Modeindustrie eingesetzt, was zu einem Anstieg der Nachfrage nach fairer und nachhaltiger Mode geführt hat.
Anpassungen bei den Modelabels
Viele große Modelabels haben eigene nachhaltige Modelinien auf den Weg gebracht wie ein Blick auf die fünf umsatzstärksten Modelabels Adidas, Zara, H&M, Esprit, C&A in Deutschland zeigt. So gibt es bei Adidas die nachhaltige Produktlinie „Primegreen“, bei H&M „Conscious“, bei Zara „Join Life“ und bei C&A „C&A Eco“. Die Transparenz lässt sich hierbei im Einzelfall schwer beurteilen.
Daneben gibt es auch viele Modelabels, die sich von Anbeginn an ausschließlich fairer und nachhaltiger Mode verschrieben haben und die in den letzten zehn Jahren stärker in den Fokus gerückt sind. Beispielhaft genannt seien die deutschen Labels Armedangels, Jan ’n June, Lanius, Wunderwerk, ThokkThokk, recolution, Greenbomb, bleed clothing und recolution.
Zahlen zur Umsatzentwicklung der großen und kleineren Modelabels sowie zur Aufteilung zwischen Fast Fashion, konventioneller Mode und fairer & nachhaltiger Mode habe wir bei vertretbarem Aufwand nicht finden können. Aus den persönlichen Erfahrungen können wir dennoch ableiten, dass Nachfrage von fairer und nachhaltiger Kleidung stark zugenommen hat. Dafür sprechen die Entwicklung der einzelnen Bekleidungslabels, der Einzelhändler und Einzelhandelsketten sowie die Etablierung der ausschließlich auf faire & nachhaltige Mode ausgerichteten Verkaufsplattform Avocadostore. Von den drei ganz großen Verkaufsplattformen Amazon, Otto und Ebay, haben die beiden erstgenannten damit begonnen, entsprechende nachhaltige Segmente in ihrem Angebot aufzubauen.
Anpassungen im Verbraucherverhalten
Das Verbraucherverhalten ist neben technologischem Fortschritt letztlich der entscheidende Punkt, wenn es darum geht, Veränderungen in der Modeindustrie herbeizuführen, weil das Verbraucherverhalten den Bedarf formiert, den Modelabels und Hersteller bedienen bzw. dem sie sich nur bedingt entziehen können. Wir haben zumindest für Deutschland über die letzten 25 Jahr folgendes festgestellt:
- Der Anteil der Rubrik „Bekleidung & Schuhe“ an den privaten Gesamtausgaben (%) ist gesunken.
- Die Anzahl der verkauften Kleidungsstücke pro Einwohner ist in den Nullerjahren um 20 bis 25 % gestiegen und in den letzten zehn Jahren nahezu unverändert geblieben.
Ausgaben für Kleidung & Schuhe (Mrd. Euro)* | Anteil von Kleidung & Schuhe an Gesamtausgaben (%)* | Kaufpreis pro Kleidungsstück (Euro)* | Einwohner Deutschland (Mio.)* | Ausgaben pro Einwohner (Euro)** | Kleidungsstück pro Person** | |
1995 | 45,9 | 4,9 | 28,28 | 81,9 | 561 | 20 |
2000 | 50,0 | 4,4 | 29,28 | 81,2 | 616 | 21 |
2001 | 50,4 | 4,4 | 29,31 | 81,1 | 622 | 21 |
2002 | 49,8 | 4,3 | 29,15 | 81,0 | 615 | 21 |
2003 | 50,5 | 4,3 | 29,14 | 80,9 | 624 | 21 |
2004 | 51,5 | 4,3 | 29,25 | 80,8 | 638 | 22 |
2005 | 52,7 | 4,3 | 29,20 | 80,7 | 653 | 22 |
2006 | 53,9 | 4,3 | 29,09 | 80,6 | 669 | 23 |
2007 | 55,2 | 4,3 | 29,09 | 80,5 | 686 | 24 |
2008 | 56,6 | 4,3 | 29,34 | 80,3 | 705 | 24 |
2009 | 53,9 | 4,0 | 29,48 | 80,3 | 672 | 23 |
2010 | 56,0 | 4,1 | 29,68 | 80,2 | 698 | 24 |
2011 | 58,2 | 4,2 | 30,05 | 80,4 | 724 | 24 |
2012 | 59,1 | 4,2 | 30,34 | 80,5 | 734 | 24 |
2013 | 59,9 | 4,2 | 30,44 | 80,6 | 743 | 24 |
2014 | 61,2 | 4,2 | 30,60 | 80,8 | 758 | 25 |
2015 | 62,8 | 4,2 | 30,78 | 81,2 | 773 | 25 |
2016 | 64,1 | 4,2 | 30,87 | 82,2 | 780 | 25 |
2017 | 66,0 | 4,2 | 30,94 | 82,5 | 800 | 26 |
2018 | 67,4 | 4,2 | 31,18 | 82,9 | 813 | 26 |
2019 | 68,7 | 4,2 | 31,35 | 83,2 | 826 | 26 |
2020 | 64,3 | 3,9 | 31,43 | 83,2 | 773 | 25 |
Quelle: Daten des Statistischen Bundesamtes via ChatGPT
* Datenbankwerte / ** Errechnet Wert
Man kann aus den Zahlen keinen direkten Bruch für die Jahr nach 2013 erkennen. Insgesamt wird derzeit prozentual weniger für Bekleidung ausgegeben als in den 90ziger Jahren. Offensichtlich haben wir es hier mit zwei gegenläufigen Tendenzen zu tun:
- Wenn trotz gesunkener prozentualer Ausgaben für „Bekleidung und Schuhe“ die Anzahl der verkauften Kleidungsstücke gestiegen ist, hat sich der Fast Fashion Anteil mit geringeren Endverkaufspreisen und höheren Pro-Kopf-Verkaufszahlen erhöht (Ableitung).
- Der Bereich fairer und nachhaltiger Mode mit höherpreisiger Mode und geringeren Pro-Kopf-Verkaufszahlen hat seinen Anteil in den letzten fünf Jahren deutlich erhöht (Erfahrung), macht aber noch einen relativ geringen Anteil des Gesamtmarktes aus.
Interessant ist in diesem Zusammenhang eine Studie von Greenpeace mit dem Titel „Nachhaltigkeit ist tragbar„, die vom Institut Nuggets Market Research & Consulting GmbH im Juni 2022 als Onlineumfrage von 1002 Personen zwischen 18 und 69 Jahren in Deutschland durchgeführt wurde. Unbedingt lesenswert.
Uns ist nach kurzem Durchblättern aufgefallen, dass der durchschnittliche Kleidungsbestand (Kleidungsstücke gesamt im Kleiderschrank) unabhängig von Alter und Geschlecht der Befragten zwischen 2015 und 2022 gefallen ist, zum Teil deutlich.
Frauen | Männer | 18-29 | 30-39 | 40-49 | 50-59 | 60-69 | |
2015 | 118 | 73 | 92 | 98 | 97 | 94 | 98 |
2019 | 113 | 71 | 83 | 91 | 104 | 94 | 88 |
2022 | 107 | 68 | 74 | 104 | 82 | 93 | 84 |
Quelle: Greenpeace, Nachhaltigkeit ist tragbar, 2022
Außerdem hat sich die Einstellung zum textilen Konsum verändert. So hat sich beispielsweise die Wichtigkeit von Nachhaltigkeit, Umweltverträglichkeit und fairen Arbeitsbedingungen deutlich erhöht. Demgegenüber wird der Preis als weniger wichtig betrachtet, zumindest laut Onlineumfrage der o.g. Studie. Die Befragten konnten jeweils zwei von fünf möglichen Punkten als wichtig ankreuzen. (Bemerkung: Wer die Zahlen pro Spalten aufaddiert, kommt auf mehr als 200%, was natürlich nicht sein sollte. Wir haben die Werte 1:1 aus der Auflistung von Greenpeace übernommen.)
Frage | Zustimmung 2015 (% in Top 2) | Zustimmung 2019 (% in Top 2) | Zustimmung 2022 (% in Top 2) |
Ich lege großen Wert darauf, gut auszusehen. | 62% | 57% | 51% |
Kleidung muss vor allem preiswert sein. | 37% | 30% | 29% |
Kleidung kaufen macht mir sehr viel Spaß. | 47% | 41% | 38% |
Ich kaufe gezielt Kleidung, bei deren Produktion auf Nachhaltigkeit, Umwelt- verträglichkeit und/oder faire Arbeits- bedingungen wert gelegt wird. | 25% | 31% | 35% |
Siegel, die bezeugen, dass Kleidung nachhaltig, umweltverträglich und fair hergestellt wurde sind beim Kleidungs- kauf sehr hilfreich. | 50% | 55% | 55% |
Quelle: Greenpeace, Nachhaltigkeit ist tragbar, 2022
Anpassungen Gesetzgebung
Ab 01. Januar trat das Lieferkettengesetz in Kraft. „Das Lieferkettengesetz soll sicherstellen, dass Unternehmen ihrer Verantwortung in Bezug auf die Einhaltung von Menschenrechten und Umweltstandards in ihren Lieferketten gerecht werden. Durch die Einführung von Sorgfaltspflichten und Haftungsregelungen sollen negative Auswirkungen auf Mensch und Umwelt entlang der Lieferkette minimiert werden.“ (Zitat ChatGPT basierend auf aus verschiedenen Medienberichten).
Da dieses Gesetz für Unternehmen mit mehr als 3000 Beschäftigen in Deutschland gilt (und somit unsere Labels nicht betrifft) gehen wir darauf nicht ein. Wir sind überzeugt davon, dass jedes Unternehmen eine Sorgfaltspflicht gegenüber seinen Angestellten, Lieferanten, Kunden und gegenüber sich selbst hat. Das Lieferkettengesetz soll diese Sorgfaltspflicht verstärken, was selbstverständlich sein sollte und begrüßenswert ist. Diskussionen gab es bei der Gesetzesausarbeitung zu zivilrechtlichen Haftungsfragen, die wie folgt entschiedenen wurden (siehe nachfolgende Tabelle).
Inhalt | |
Frage an ChatGPT | Angenommen ich habe folgende Konstellation: Es gibt ein deutsches Modelabel und einen indischen Produzenten, der für das deutsche Modelabel produziert, und einen indischen Arbeiternehmer, der für den indischen Produzenten arbeitet der für das deutsche Modelabel produziert. Frage: Kann der indische Arbeitnehmer, das deutsche Modelabel bei Verstößen des indischen Produzenten direkt verklagen? |
Antwort von ChatGPT | In der Regel ist es schwierig für indische Arbeiter, ausländische Unternehmen wegen Verstößen in der Lieferkette direkt zu verklagen. Dies liegt daran, dass sie normalerweise nicht als direkte Vertragspartner des deutschen Modelabels betrachtet werden und die Verantwortung für Arbeitsbedingungen und Arbeitsrechte normalerweise bei ihrem Arbeitgeber, dem indischen Produzenten, liegt. Es ist jedoch möglich, dass lokale Gewerkschaften oder Nichtregierungsorganisationen (NGOs) in Indien Rechtsmittel gegen den Produzenten oder das Modelabel ergreifen können, um den Arbeiter zu vertreten. |
Frage an ChatGPT | Sieht das Lieferkettengesetz einen direkten Rechtsanspruch des indischen Arbeiters gegen das deutsche Modelabel vor? |
Antwort von ChatGPT | Nein, das Lieferkettengesetz sieht keinen direkten Rechtsanspruch des indischen Arbeiters gegen das deutsche Modelabel vor. Das Gesetz verpflichtet deutsche Unternehmen ab einer bestimmten Größe lediglich dazu, Sorgfaltspflichten entlang ihrer Lieferketten einzuhalten und bei Verstößen in angemessener Weise Abhilfe zu schaffen. Der indische Arbeitnehmer müsste sich daher zunächst an den indischen Produzenten wenden und diesen in die Verantwortung nehmen. |
Bemerkung: Die Antworten können aus verschiedenen Quellen stammen und falsch sein.
Änderungen Technologie
Um die Auswirkungen der Textilindustrie auf Umwelt und Menschen zu reduzieren, sind neben Änderungen im Verhalten der Menschen und einer veränderten Gesetzgebung natürlich technologische Änderungen von großer Bedeutung.
So verfünffachte sich die Gesamtmenge der produzierten textilen Fasern von 1975 bis 2018 auf ca. 100 Mio. Tonnen pro Jahr, wovon 90% zu Bekleidung verarbeitet werden. Im gleichen Zeitraum verdoppelte sich die Weltbevölkerung in etwa auf knapp 8 Mrd. Menschen. Die produzierte Fasermenge wuchs im Betrachtungszeitraum potential, mit annähernden Verdoppelungen von 1975 bis 1995 und von 1995 bis 2015, also in etwa doppelt so schnell wie die Bevölkerungsanzahl, was u.a. auch mit einer angestrebten Angleichung des Lebensniveaus zwischen Industrieländern und ehemaligen Entwicklungsländern zu begründen ist.
Das am stärksten wachsende Segment der textilen Fasern fällt auf Polyester, dessen Produktionsmenge sich von 1975 bis 2018 um den Faktor 18 auf ca. 55 Mio. Tonnen steigerte und damit ca. 50% aller produzierten Fasern ausmacht.

Die Zukunft kann neben dem privatem Reduzieren, Wiederverwenden und Recyceln vermutlich hauptsächlich in folgenden Bereichen liegen:
- Steigerung der Cellulosemischfasern, d.h. von industriell herstellbaren chemischen Fasern aus dem nachwachsenden natürlichen Rohstoff Holz
- Steigerung des Recyclinganteils von vorhandenen Fasern und damit die Rückgewinnung bereits vorhandener Ressourcen.
- Erhöhung des nach Bedarf produzierten Anteiles an Kleidungsstücken, die bei Bedarf nachproduziert und nicht in Form von Kollektionen „pauschal“ hergestellt werden. Das ist auch heute schon möglich, indem man verstärkt auf sogenannte Never Out of Stock Produkte (NOS) zurückgreift, die von den Labels/ Produzenten zwar in Lagern vorgehalten jedoch nur nach Bedarf aufgefüllt/ nachproduziert werden.

Zusammenfassung
Uns hat das Recherchieren und Zusammenstellen von Fakten zum Thema „Rana Plaza: 10 Jahre später“ Freude bereitet. Bangladesch ist heute nach China der zweitgrößte Exporteur von Bekleidung. Die Bekleidungsindustrie ist die mit Abstand wichtigste Exportbranche von Bangladesch und steht für 84% aller Exporte des Landes. Natürliche Standortfaktoren wie warmes Klima und Wasserreichtum haben die Entwicklung einer Textilindustrie begünstigt. In den letzten zehn Jahren wurden Produktionsanlagen modernisiert und Arbeitsbedingungen verbessert. Die Reallöhne sind gestiegen.
In Deutschland hat eine Sensibilisieren der Verbraucher in Bezug auf ihre Kleidung eingesetzt. Es entscheiden sich heute mehr Menschen für faire und nachhaltige Kleidung als vor zehn Jahren. Dennoch ist der Anteil dieses Segments nach wie gering. Die Anzahl an neugekauften Kleidungsstücken liegt seit ca. 15 Jahren auf einem unverändert hohen Niveau – ca. 20 – 25% über den 90ziger Jahren.
Es gibt extrem viele Quellen und extrem viele Organisationen. Viele Quellen sind nicht direkt öffentlich zugänglich, d.h. fordern ein Abo oder Firmenzugang oder erhebliche Mittel. Wir möchten euch drei Quellen besonders empfehlen, da diese interessant, kurzweilig oder extreme informativ sind.
Empfohlene Links:
Interessant

Kurzweilig

Extrem informativ

Webseite von Statista, Statistik-Portal: Statistiken, Marktdaten & Studien, https://de.statista.com/
Webseite der Organisation Fashion Revolution, https://www.fashionrevolution.org
Webseite des Textilbündnisses für nachhaltige Textilien, https://www.textilbuendnis.com
Webseite von FashionUnited, Nachrichten aus der Modebranche, Trends und Mode-Jobs, https://fashionunited.de/
Webseite von TextilWirtschaft, Nachrichten aus der Mode- und Textilbranche, https://www.textilwirtschaft.de/
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