An diesem Sonntag und somit eine Woche später als wir begehen die orthodoxen Christen das Osterfest. So auch unsere ukrainischen Mitbürger. Viele leben seit über einem Jahr in Chemnitz, viele sind bereits wieder in ihre Heimat zurückgekehrt und viele sind auch erst seit kurzer Zeit hier. Was ist anders beim orthodoxen Ostern?
Warum wird das orthodoxe Osterfest später begangen?
Der Ostersonntag fällt bekanntlich auf den ersten Sonntag nach Vollmond nach Frühlingsanfang und wird bei uns nach dem allgemein-gültigen gregorianischen Kalender berechnet. Da sich der Kirchenkalender der orthodoxen Christen am julianische Kalender orientiert, findet das orthodoxe Ostern i.d.R. später statt. Derzeit besteht zwischen beiden Kalendern eine Differenz von 13 Tagen, um die der julianische dem gregorianischen Kalender nachläuft (siehe Wikipedia, Julianischer Kalender). Die Differenz zwischen dem Osterfest in den westlichen und orthodoxen Kirchen kann somit zwischen null und fünf Wochen betragen.
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Was ist anders beim orthodoxen Osterfest?
Um das herauszufinden haben wir am Freitag den AG Ukraine-Chemnitz-Europa e.V. im Ukraine-Haus an der Annaberger Straße gleich neben Poco Domäne besucht. Das Ukraine-Haus ist ein Gewerberaum in einem Industriegebäude wie es viele in Chemnitz gibt. Hier werden Hilfsgüter zum Transport in die Ukraine verpackt, Sprachkurse und andere Veranstaltungen durchgeführt. Außerdem ist hier ein Treff- und Kommunikationsort der ukrainischen Community in Chemnitz. Wir haben den Vorbereitungen zum Osterfest zugeschaut und Eindrücke gesammelt.
Andere Begrüßung am Ostersonntag
Die orthodoxen Christen wünschen sich sicher auch Frohe Ostern. Viel beeindruckender ist jedoch, dass sich die Menschen am Ostersonntag anders begrüßen als an anderen Tagen. Die Grußformel ändert sich am Ostersonntag, vom konventionellen »Guten Tag« zu »Der Herr ist auferstanden« worauf die Antwort »Er ist wahrhaftig auferstanden« erwartet wird. Worte, die wir auch aus der Osterpredigt kennen, die aber bei uns nicht ins tagtägliche Leben Einzug gehalten haben.
Andere Art der Ostereiverzierung

Auch beim orthodoxen Osterfest ist es ebenso üblich, Ostersträuße mit bunten Eiern zu schmücken. Neben den konventionellen Methoden der Ostereierbemalung, gibt es auch eine besondere Art der Ostereierverzierung, die wir bei unserem Besuch im Ukraine Haus in Chemnitz kennengelernt haben. Dabei wird das Muster mit heißem Wachs aufgetragen, welches die so behandelten Stellen vom späteren Färben ausschließt. Wenn man das Wachs nach dem Färben wieder erwärmt und entfernt, erhält man ein Muster. Eine Prozedur, die in mehreren Durchläufen mit verschiedenen verschiedenen Farben wiederholt werden kann, was ein gutes Vorstellungsvermögen voraussetzt.
Paskha – der orthodoxe Osterkuchen

Der Osterkuchen wird traditionell Paskha (entspricht englischer Transkription, russisch / ukrainisch: пасха) genannt, was dem russischen Wort für Ostern entspricht. Er erinnert optisch an eine italienische Panettone, wird aber in aller Regel noch mit Zuckerguss überzogen und aufwendig dekoriert. Er schmeckt ein wenig wie Stollen und ist dabei so luftig wie Muffins.
Auf Ukrainisch heißt Ostern übrigens »Velykdenʹ«, was soviel bedeutet wie »Großer (bedeutender) Tag« und in unwahrscheinliche Klarheit in sich trägt.
Auf Polnisch heißt Ostern übrigens »Wielkanoc« und auf Slowakisch »Veľká noc«, was soviel bedeutet wie »Große Nacht«. Diese Namensgebung nimmt Bezug auf die Nacht der Auferstehung Jesu Christi und wird in den orthodoxen Kirchen mit einem marathonähnlichen Mitternachtsgottesdiensts in hoffnungslos überfüllten Kirchen ausdrückt.
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Wie begeht die ukrainische Community das orthodoxe Osterfest?
Vor einem Jahr fand der Ostergottesdienst der ukrainischen Community von Chemnitz noch unter dem Dach der russisch-orthodoxen Kirche statt und wurde von Vater Alexej von der Russisch-Orthodoxe Kirche Leipzig in der katholischen Kirche St. Johannes Nepomuk gehalten. Nachdem sich die ukrainische-orthodoxe Kirche vom Moskauer Patriachat getrennt hat, werden die allermeisten Ukrainer eigene Gottesdienste besuchen, z.B. mit dem Priester der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche Maxim Boychura um 11:00 Uhr in der Katholische Gemeinde St. Franziskus.
Beim Besuch des Ukraine-Hauses haben wir viel Wehmut verspürt, als wir den Vorbereitungen für das Osterfest beiwohnten. Es ist ein freudiger Anlass und dennoch wirken die Menschen gedrückt. Die Gedanken schweifen in die Ferne zu Freunden und Angehörigen, die in der Ukraine sind. Was uns zur nächsten Frage bringt.
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Wie können wir der den Menschen in der Ukraine helfen?
Wir werden von Kundinnen und Kunden oft gefragt, wie man den Menschen in der Ukraine direkt helfen kann. Da die Ukrainerinnen und Ukrainer, die zu uns gekommen sind, bestens mit ihrer Heimat vernetzt sind, kann man die Menschen in der Ukraine am besten unterstützen, wenn man sich direkt an lokale ukrainische Vereine wendet. In Chemnitz sind dies der AG Ukraine-Chemnitz-Europa e.V. und der Ukraine Open – UKROP e.V.
Sachspenden
Im Frühjahr letzten Jahres waren Geflüchtete aus der Ukraine sicher präsenter im öffentlichen Bewusstsein als heute. Veronika Smalko, die Vorsitzende des AG Ukraine-Chemnitz-Europa e.V., erwähnte im Gespräch, dass Sachspenden nach wie vor wichtig sind, wobei es neben Kinderwagen und Betten auch um Haushaltsgegenstände wie Kochgeschirr und Bettwäsche geht. Schreibt uns, was ihr zur Verfügung stellen könnt und wollt und wir kontaktieren das Ukraine-Haus.
Geldspenden
Der AG Ukraine-Chemnitz-Europa e.V. hat bereits viele Lieferungen von Hilfsgütern in die Ukraine abgewickelt, darunter Krankenwagen, Medikamente für krebskranke Kinder, Pflegeheime und auch Starlinkrouter und Funkgeräte für die Ukrainische Armee. Ihr könnt euch für Spenden direkt an den AG Ukraine-Chemnitz-Europa e.V. wenden. Gern nehmen wir eure Spende für die AG Ukraine-Chemnitz-Europa e.V. entgegen, mit transparenter Dokumentation versteht sich.
»Der beste Weg, sich selbst eine Freude zu machen,
ist: zu versuchen,
einem andern eine Freude zu bereiten.«
Mark Twain
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Links
AG Ukraine-Chemnitz-Europa e.V.
Ukraine Open – UKROP e.V.
Wie orthodoxe Christen Ostern feiern, Sonntagsblatt 360° Evangelisch
Ukrainische-orthodoxe Kirche trennt sich vom Moskauer Patriarchat, Internetportal katholisch.de