Vom 22. bis 28. April 2019 ist Fashion Revolution Week. Viele erinnern sich vielleicht noch daran, dass es am 24. April 2013 zum Einsturz der Textilfabrik Rana Plaza in Bangladesch kam. Dabei starben 1138 Menschen, weitere 2500 wurden zum Teil schwer verletzt. Die Bilder gingen um die Welt. Unter den Herstellern, die in dies Textilfabrik Fertigungsaufträge vergeben hatten, waren auch namhafte deutsche Unternehmen wie Quelle und KiK. Im Gedenken an diesen Tag wurde zuerst der Fashion Revolution Day begangen, der sich jetzt zu einer Fashion Revolution Week entwickelt hat und eigentlich als „Fashion Revolution Year“ auftritt.

Wer steckt hinter der Fashion Revolution Week?
Initiator der Fashion Revolution Week ist die UK – basierte Organisation Fashion Revolution, welche aufgeteilt in zwei Firmen als Fashion Revolution Foundation (Spendenfond) und Fashion Revolution Community Interest Corporation (gemeinnützige Organisation) firmiert. Detaillierte Informationen bekommt man auf folgender Internetseite. Die Macher sagen über sich:
We are people from all around the world who make the fashion industry work. We are the people who wear clothes. And we are the people who make them … We are designers, academics, writers, business leaders, policymakers, brands, retailers, marketers, producers, makers, workers and fashion lovers. We are the industry and we are the public.
https://www.fashionrevolution.org/about/#Who we are
Irgendeiner hat mal gesagt, dass eine Vision aus einem einfachen Satz bestehen muss. Bei Fashion Revolution lautet dieser Satz:
We believe in a fashion industry that values people, the environment, creativity and profit in equal measure.
https://www.fashionrevolution.org/about/#Our vision
Weiter geht es dann im Text, dass die Macher sich für eine radikale Änderung der Art und Weise, wie Kleidung produziert und konsumiert wird, einsetzen wollen, um diese (Art und Weise) sicherer, sauberer und fairer zu machen. Seine Finanzierungsquellen beschreibt Fashion Revolution wie folgt
generously funded by private foundations, institutional grants, commercial organisations and donations from individuals.
https://www.fashionrevolution.org/about/#How we are funded
Dabei sind u.a. C&A, C&A Foundation und European Commission. Es klingt wie: „Rauchen ist doch nicht gefährlich …“ und ist doch meilenweit davon entfernt. Offensichtlich war der Einsturz der Rana Plaza auch eine Art Initialzündung und Bedrohung des eigenen Geschäftsmodells und damit der Anlass für Veränderung. Erster Ansatz – Transparenz des eigenen Handels. Die Finanzberichte kann man direkt unter https://www.fashionrevolution.org/about/ abrufen.
Was macht Fashion Revolution?
Transparenz schaffen
In erster Linie versucht #FashionRevolution, Transparenz zu schaffen und die Öffentlichkeit für eine Veränderung in der Modeindustrie zu sensibilisieren. Dafür werden die Hashtags #whomademyclothes und #imadeyourclothes genutzt. Es ist wie ein Ping und soll eine Verbindung herstellen, eine Verbindung zwischen End-Produzenten und End-Verbrauchern. Damit soll ein Umdenken eingeleitet werden.


Customer Survey
In zweiter Linie hat #FashionRevolution die End-Verbraucher befragt, d.h. konkret
5000
Verbraucher
zwischen
16 -75 Jahren
in
5 Ländern
Die Befragung wurde in den fünf größten EU – Ländern Deutschland, England, Frankreich, Italien und Spanien durchgeführt. Rein faktenseitig interessant ist:
- Mehr als ein Drittel der Verbraucher beziehen soziale Aspekte und Auswirkungen auf die Umwelt in ihre Kaufeintscheidung mit ein.
- Zwei Drittel sind dafür, dass die Regierung eine größere Rolle spielen muss, um sicherzustellen, dass Kleidung (einschließlich Schuhe und Accessoires) nachhaltig produziert wird.
- Vier Fünftel sind dafür, dass die Modemarken die beauftragten Fabriken veröffentlichen.
Interessant ist natürlich auch, dass die Verbraucher in den einzelnen Ländern verschieden geantwortet haben. Die Ergebnisse wurden im Customer Survey Report veröffentlicht.

Consumer Survey 2018
Download

Consumer Survey 2018
(Results Only)
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Fashion Transparency Index
Es wurden natürlich auch die Hersteller befragt, große Hersteller um genau zu sein, nur große Hersteller mit einem Jahresumsatz von mehr als 500 Mio. USD um noch genauer zu sein. Dabei wurden Vertreter von High Street (Massenmarkt), Luxus, Sportbekleidung, Accessoires, Schuhe und Denim aus ganz Europa, Nordamerika, Südamerika und Asien einbezogen. Wie lebensnah die Befragung war, zeigt schon die Tatsache, dass in 2018 immerhin 57% und in 2019 immer noch 52% der angeschriebenen Marken überhaupt nicht geantwortet haben. Die Befragung wurde in folgenden Kategorien durchgeführt:
Inhalt | max. Punkte | Gewichtung |
1. POLITIK & VERPFLICHTUNGEN – Sozial- und Umweltrichtlinien der Marke – Umsetzung der Richtlinien | 48 | 19% |
2. FÜHRUNG – Verantwortlicher mit Kontaktdaten – Einbeziehung von Menschenrechten & Umweltaspekten | 13 | 5% |
3. NACHVERFOLGBARKEIT – Lieferantenliste von Fertigung bis Rohstoffen – Detailstiefe der Information | 85 | 34% |
4. KONTROLLE, OFFENLEGUNG, MÄNGELABSTELLUNG – Umsetzung der Lieferantenrichtlinien bei Zulieferern – Beschwerdesystem für Mitarbeiter in Zulieferbetrieben – Offenlegung von Problemen in Zulieferbetrieben – Problembehebung in Zulieferbetrieben | 74 | 30% |
5. FOKUS – Gleichstellung der Geschlechter und Stärkung von Frauenrechten – Vereinigungsfreiheit und Bezahlung von existenzsichernden Löhnen – Maßnahmen gegen Überproduktion, Überkonsum – Maßnahmen für Abfallvermeidung und Recycling | 30 | 12% |
Von den maximal 250 möglichen Bewertungspunkten kamen in 2018 nur 10 Firmen in den Bereich zwischen 50 und 60% und 2019 immerhin 5 Firmen auf Werte zwischen 60 und 70 %. Das sind Adidas (64%), Patagonia (64%), Esprit (62%), H&M (61%) und C&A (60%). Wohlgemerkt: Es geht hier nur um große Firmen und die Prozentzahlen stehen auch mehr für eine Arbeit am Problem als für die Lösung des Problems. Kleinere Firmen, die sich seit Jahren für Faire und nachhaltige Mode engagieren, werden derzeit leider nicht erfasst.

Fashion Transparency Index 2019
Ranking the levels of transparency of 150 of the biggest global fashion companies.
Was kann der Verbraucher tun?
Auch hier bietet Fashion Revolution Ansätze , die sich mehrheitlich auf die Verbreitung der Idee beziehen und vom Teilen in den Sozialen Netzwerken, über das Schreiben von Emails oder Postkarten an Politiker und Marken reichen. Was kann man sonst als Verbraucher tun?

Weniger ist mehr …
Indem man weniger Kleidung kauft und diese intensiver und länger nutzt, leistet man einen wirksamen Beitrag zum Ressourcenschutz. Man denke nur an die Mitgift, die unseren Urgroßeltern in Form aller möglicher Haushaltswaren mit auf den Weg gegeben wurde.

Mehr ist mehr …
Ein russisches Sprichwort sagt: „Wir sind nicht so reich, um uns eine so preiswerte Sache leisten zu können …“ oder auch auf Deutsch: „Wer billig kauft, kauft zweimal!“ Höherpreisige Waren sind in aller Regel auch qualitativ hochwertiger, da sich jede Kalkulation von unten heraus aufbaut. Man sollte also zuerst auf Qualität, Haptik etc. achten und erst danach auf den Preis schauen.
Was können wir als Laden tun?
Die bei Fashion Revolution aufgelisteten, angeschriebenen und bewerteten Modemarken führen wir nicht. Sie sind allesamt groß und von ganz wenigen abgesehen nicht unsere Schiene. Wir führen mehrheitlich Hersteller, die sich von Hause aus dem Herstellen Fairer & nachhaltiger Mode verschrieben haben. Wir betrachten dies als unseren wesentlichsten Beitrag! Viele von ihnen haben sich der Zertifizierung nach dem Global Organic Textile Standard (GOTS) oder bluedesign® systems unterzogen und/ oder sind Mitglied in der Fair Wear Foundation (FWF). Manche verzichten auf die aufwendige Zertifizierung, halten aber die Kriterien ein und manche sind einfach noch auf dem Weg.
Meistens wissen wir, who made your clothes!
Wenn wir es im konkreten Fall nicht wissen, fragen wir nach! Fragt einfach!